Über mich

Die Kurzfassung:

In meinem Leben ist vieles anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt hatte:

Ich bin im Ruhrgebiet geboren – verbrachte die Wochenenden und Ferien allerdings im Emsland.

Nachdem ich die ersten Buchstaben lesen konnte, träumte ich davon, einmal wie Enid Blyton zu sein – dann schrieb ich mich nach dem Abi für Englisch und Pädagogik ein.

Ich hatte schon eine Studentenbude in Münster sicher – da musste ich einen Studienplatz in Bielefeld annehmen.

Ich war mir sicher, einen Franzosen zu heiraten – jetzt ist seit mehr als dreißig Jahren ein waschechter Ostwestfale an meiner Seite.

Wir bauten uns in der Nähe von Freiburg ein Haus und ein neues berufliches Leben auf – dann zogen wir weiter nach Leipzig.

In Leipzig dachte ich, alt zu werden – jetzt bin ich schon seit 17 Jahren im Odenwald. Und weit davon entfernt, mich alt zu fühlen!

Ich ging davon aus, meine beruflichen Jahre als Englischlehrerin in der Erwachsenenbildung zu verbringen – seit 2006 schreibe ich Kochbücher, redaktionelle Texte zu den Themen Kochen, Ernährung und Gesundheit und halte Vorträge.

Ich dachte, immer nur am eigenen Herd zu kochen – jetzt erteile ich an verschiedenen Wirkungstätten Kochkurse zur vegetarischen und veganen Küche.

Ich wollte immer gern am Meer leben – jetzt fühle ich mich in den grünen Hügeln, die mich umgeben, wohl.

Einst behauptete ich von mir, ein ausgesprochener “Hundemensch” zu sein – jetzt teilen zwei Hunde und zwei Kater mit mir das Sofa.

Als Kind hasste ich Spinat und Tomaten – inzwischen esse ich sogar mit Genuss Tofu!

Ich dachte immer, dass ich, wenn etwas nicht nach Plan läuft, traurig oder unzufrieden sein müsste. – Heute hat mich das Leben eines Besseren belehrt:

So wie es ist, ist es gut.

 

Im Folgenden für alle, die neugierig geworden sind, die lange Fassung dessen, was mir bis jetzt geschehen ist.

Ich hatte einen Traum.

Schon in der Grundschule, als ich mich gerade holpernd und stolpernd durch das erste Alpahbet kämpfte, reifte in mir ein Verlangen: Ich wollte schreiben. Nicht nur fein geschwungene, große oder kleine A, B und Cs, sondern richtige Wörte, Sätze und Geschichten. Deshalb war ich, zumindest im Fach Lesen und Schreiben, die reinste Bilderbuchschülerin, weil ich alles, was man mir damals zu lesen vorsetzte, gierig in mir aufsog. Ein paar Jahre später entdeckte ich Dank Enid Blyton und den aufregenden Abenteuern der Fünf Freunde das unendliche Universum der Bücher. Ich ahnte, dass diese Geschichten, die mich für Stunden oder Tage in fremde Welten katapultieren und mich an allen Fasern meines Körpers mitfiebern, mitleiden und mitfreuen ließen,  von ganz besonderen Menschen geschrieben worden waren. So ein Mensch wollte ich auch werden.

In meinem Elternhaus schmiedete man jedoch andere Pläne für mich. Man war bestrebt, dass ich nach dem Abitur etwas “Anständiges” lernte. Den Wunsch zu äußern, Autorin zu werden, wäre mit so viel Erstaunen aufgenommen worden, als hätte ich behauptet, zum Mars fliegen oder bei Schalke 04 im Sturm spielen zu wollen. Etwas Solides musste für meine Zukunft her. Vorzugsweise mit einer wohl klingenden und einprägsamen Berufsbezeichnung wie  Chemielaborantin oder Bankkauffrau. Vor Schreck fiel mir das Buch, in das ich gerade vertieft gewesen war, aus den Händen. Ich – den ganzen Tag in einem Labor? Nur, weil ich Chemie als Abifach gewählt hatte? Nein, das war für mich überhaupt nicht vorstellbar. Daran konnte und wollte ich nicht denken. Aber auch die Alternative stimmte mich nicht glücklich. Alle, die mich kennen, wissen, dass meine Affinität zu Zahlen nicht besonders ausgeprägt ist. Hätte man mich an einen Bankschalter gestellt, wäre die globale Finanzkrise wahrscheinlich bereits 1981 oder 1982 ausgebrochen.

Was macht Frau in einer derart vertrackten Situation? Schreiben?

Mitnichten. Ich versuchte es mit reden. Überreden. Ich redete so lange, bis ich endlich einen Studienplatz für Englisch und Pädagogik ergattert hatte. Der Lehrerberuf genoss daheim ein “anständiges” Ansehen und in Sprachen war ich schon immer ein Ass. Pädagogik und Psychologie interessierten mich sowieso und Kindergruppen hatte ich beim Sport schon so lange betreut, seit ich selbst kein Kind mehr war. Alles bestens?

Für den Augenblick – ja.

Das Leben ging weiter. Ich studierte, suchte mir einen Job in der Erwachsenenbildung, heiratete, zog von Ostwestfalen zuerst in den Kaisersstuhl bei Freiburg, dann nach Leipzig und schließlich in den Odenwald. Wenn ich nicht gerade neue Übungen zum Present Perfect zusammenstellte beziehungsweise Umzugskisten ein- oder auspackte, hielt ich ein Buch oder einen Kochlöffel in den Händen. Manchmal auch beides gleichzeitig. Denn ich hatte meine Leidenschaft fürs Kochen (wieder-) entdeckt.

Kochen praktziziere ich in etwa schon so lange wie das Lesen. Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen ist die, wie ich mit meiner Mutter in unserer damals winzigen Küche stehe, ein für meine damaligen Augen riesengroßes Nudelholz in der Hand halte und großzügig Mehl statt auf dem Tisch auf dem Linoleumfußboden verteile…

Heute, in der Mitte meines Lebens, habe ich eine ganze Menge Tricks drauf, die sicherstellen, dass das Mehl und die weiteren Zutaten dort hinkommen, wo sie auch hinsollen. Übung und das Bestreben, auch am Herd stets das Beste aus mir sowie aus den zu verarbeitenden Lebensmitteln herauszuholen, machten aus mir eine Kochmeisterin. Zuerst nur privat, in kleinem Kreis, jetzt auch beruflich. Wer hätte das gedacht? Ich am allerwenigsten!

Aber was ist denn mit dem Schreiben, werden Sie sich jetzt vielleicht, wenn Sie sich bis hierhin durch den Text gekämpft haben, fragen? Alles ausgeträumt? Im Laufe der Lebensjahre in Vergessenheit geraten? In die Kiste mit dem damaligen Kinderspielzeug gepackt und auf dem Dachboden eingestaubt?

Denkste!

Im Jahr 2005 überraschte mich die nette telefonische Anfrage des pala-verlages aus Darmstadt, ob ich Interesse daran hätte, ein Kochbuch über die französische vegetarische Küche mit ihnen zu schreiben. Mais oui! Und ob ich wollte! Neben nach Frankreich zu reisen und dort jeden Tag mindestens eine neue Käsesorte zu probieren konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als über die französische Küche zu schreiben. Gesagt, getan.

Bis heute haben das kompetente, verständnisvolle und mit einem gehörigen Schuss Humor gesegnete Team vom pala-verlag und ich insgesamt 15 Buchprojekte auf den Weg zu “anständigen” gedruckten Kochbüchern gebracht. Weitere Projekte sind in Planung. Ein Kreis schließt sich. Der Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich bin angekommen.

Dennoch ist es wichtig, nie mit dem Träumen aufzuhören. Eine Leben ohne Träume ist wie eine Suppe ohne Salz, Nudeln ohne Soße.

Deshalb arbeite ich derzeit parallel an einem belletristischen Projekt. In dem es um Freundschaft, um Leben, die zerbrechen und neu erlebt werden, um Liebe und Verlust, um die raue Atlantikküste Frankreichs und auch ein wenig um das Kochen geht. Eine Kostprobe davon können Sie demnächst auf dieser Homepage naschen.

In diesem Sinn: À bientôt!

Ihre Heike Kügler-Anger